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Ein kurzer Überblick über Hermann Hesses Werk


Hermann Hesse hat als Substanz seines gesamten Schaffens einen volkhaften, zudem noch schwäbisch-stammlich betonten Gehalt. Er vergegenwärtigt ihn dichterischer als Thomas Mann: weniger in seinen Versen als in der Prosa. Hesse ist niemals Romancier, sondern dichterischer Erzähler. Schien es anfangs, als ob er ein liebenswerter, neuromantischer Nachfahr einer edlen, ein wenig heimatlich-engen Überlieferung sei, so enthüllte sich der wahre Hesse seit dem nach dem Weltkrieg zuerst pseudonym veröffentlichten Demian als eine schöpferische Natur von gefährlicher Gefühls- und Geistesspannung: Rausch und Klarheit, Morgenländisches und Abendländisches miteinander, widereinander, ineinander verbindend.

Radikaler Individualist, Hasser aller Uniformität auf jedem Gebiete, als "Steppenwolf" die Gehege der Bürgerlichkeit bösartig, aber auch sehnsüchtig umkreisend: das ist die eine Seite - die andere jedoch unterwirft sich den Gesetzen hoher Form, voller Lust an der erlauchten Ordenshierarchie musischer Geistesdiener und Geistesvirtuosen. Er ist, im Gleichnis gesprochen, Lustmörder und Mönch: voll träumerischer, hellsichtiger, bacchantischer Liebesmythologie - erfüllt zugleich vom strengen Gebot des Appolinischen. Er trachtet nach einem Dichtertum, das "ein großes, kühnes Lied der Sehnsucht und des Lebens" sei: hymnischer Preis der Männer- und Geistesfreundschaft, Vision vom eiskalt-hellen Göttergelächter über den Wahn der Irdischen, bereit auch zum liedertrunkenen Untergang des »sterbenwollenden Europamenschen«, wie ihn Klingsors letzter Sommer austönt. Er ersann zuletzt die phantasmagorische, abendländisch-weite, geisteskultische Gemeinschaft der »Glasperlenspieler« in dem zusammenfassenden und umfangreichsten Werke überlegener und eingeweihter Alterserfahrung; doch zeigt Das Glasperlenspiel Hesses Lebensmitgift einer unaufhörlichen Daseinstragik, vorher gebannt durch Geistesmacht, nunmehr ausgedehnt auch auf das Reich des Musischen, das in seiner Herrlichkeit und zugleich mit dem Todeskeim der Selbstverzweiflung erscheint.

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Zwischen den einander ausschließenden Rausch- und Geist-Sphären vermittelt zuweilen der Humor. Sein Humor ist minder ironisch als die Parodie Thomas Manns, und so kommt er wohl nicht so apart zu Worte, dafür jedoch lebensnäher und wärmer. Dem Urtyp deutschen Erzählertums gehört Hesse an mit seiner Neigung zu jugendlichen, jünglinghaften Figuren, deren seelisches Erleben und Erleiden im Kontakt zur Landschaft, zur Natur stehen.

Die dichteste Gestaltung seiner zwar auch personalen, aber ebenso menschheitlichen Polarität von Logos und Eros gab er in Narziß und Goldmund; sein originalstes Buch, Der Steppenwolf, erneuert den romantischen Roman auf zeitgenössisch-psychologischer Ebene.

Aus: Knauers Geschichte der Weltliteratur, S.728-729

 

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