HERMANN HESSE

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Verliebt in die verrückte Welt

 

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Verliebt in die verrückte Welt
Artikel von Timo Reith
am 02.07.2003
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Heute, an Hermann Hesses 126. Geburtstag, wollen wir uns nicht mit wissenschaftlichen Analysen oder schlauen Aufsätzen aufhalten, sondern mal wieder Ruhe und Zeit finden für das Wesentliche, das Lesen.

Aus einem Brief 1931:

 
 
 
Das Leben ist sinnlos, grausam, dumm und dennoch prachtvoll – es macht sich nicht über den Menschen lustig (denn dazu gehört Geist), aber es kümmert sich um den Menschen nicht mehr als um den Regenwurm. Daß ausgerechnet der Mensch eine Laune und ein grausames Spiel der Natur sei, ist ein Irrtum, den der Mensch sich erfindet, weil er sich zu wichtig nimmt. Wir müssen erst sehen, dass wir Menschen es keineswegs schwerer haben als jeder Vogel und jede Ameise, sondern eher leichter und schöner. Wir müssen die Grausamkeit des Lebens und die Unentrinnbarkeit des Todes erst in uns aufnehmen, nicht durch Jammern, sondern durch Auskosten dieser Verzweiflung. Erst dann, wenn man die ganze Scheußlichkeit der Sinnlosigkeit der Natur in sich aufgenommen hat, kann man beginnen, sich dieser rohen Sinnlosigkeit gegenüberzustellen und sie zu einem Sinn zu zwingen. Es ist das Höchste, wozu der Mensch fähig ist, und es ist das Einzige, wozu er fähig ist. Alles andre macht das Vieh besser.

Tragen Sie das Leid, kosten Sie die Verzweiflung, aber lernen Sie das Nichtverstehen, das Leid, die Sinnlosigkeit als Vorbedingung für alles erkennen, was der Mensch wert sein kann. Wie Sie nachher Ihren Glauben formulieren, ob christlich oder sonstwie, ist einerlei. Es gibt keine andern Götter, als die der Mensch sich macht. Es gibt ja auch keine andern Regierungen, Gesetze und Moralen, als die der Mensch sich macht. Das tun die Völker im großen, und das tut jeder Einzelne im kleinen. Er gibt dem Sinnlosen einen Sinn, er stellt seine Ahnung, sein Bedürfnis nach Sinn dem Chaos entgegen, und lernt leben, als gebe es einen Gott und als habe das Ganze einen Sinn. Mehr ist nicht vonnöten, um leben zu können.

Daß die meisten Menschen, auch die jungen, sich meistens diese Frage gar nicht stellen, ist wieder eine andere Sache. Für die meisten ist die Sinnlosigkeit gar kein Leid, sowenig wie für den Regenwurm. Aber eben die Wenigen, die vom Leid ergriffen werden und nach dem Sinn zu suchen beginnen, machen den Sinn der Menschheit aus.


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Widersetzen wir uns der Sinnlosigkeit durch ein weiteres, gemeinsames Jahr auf hhesse.de.


Der Text entstammt dem Band Verliebt in die verrückte Welt, der seit April erhältlich ist.

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